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Donnerstag, 1. März 2012

(27.2.-2.3.12) Tage 73-77 - Siem Reap/ Tempel von Angkor

Nachdem Busfahren mit "The Sinh Tourist" wenig Platz für Außergewöhnliches bietet, sollte es die Fahrt zum Bus sein, die uns bei heissen Temperaturen cool bleiben lassen musste.
Die TukTuk-Fahrer vor der Tür des Hotels haben uns quasi angesprungen, alle auf einmal, und wir hatten uns für den falschen entschieden, was wir erst drei Ecken weiter feststellten. Obwohl er uns versicherte er wüsste wo die Adresse sei, die wir ihm zeigten, verlangte er noch mal die Visitenkarte, "I know, I know" kam es wieder vom Fahrersitz bis zur nächsten Ecke. Diesmal schon etwas cleverer wollte er dort anrufen um sich den Weg erklären zu lassen. Uns lief allmählich die Zeit davon, hatten wir keinen Puffer von 30 Min für 5 Min Fahrtstrecke eingeplant. Wieder ein "I know, I know" und weiter ging die Fahrt. Als wir eine Ecke wieder erkannten und feststellten dass er gerade in die falsche Richtung weiter fahren wollte, ertönte diesmal von uns von hinten ein schrei "Stopp, left, left" inkl. intensiver und eindeutiger Handbewegungen. Das ging den Rest der Strecke so weiter, da wir uns auf den Hinweg die eine oder andere Ecke gemerkt haben. Sonst hätten wir den Bus nie erreicht und würden immer noch mit "I know, I know" im Kreis fahren. Leider waren einige der Befehle von hinten so eindringlich dass er, gegen Einbahnstrassen, im Gegenverkehr und über Tankstellen als Abkürzung roter Ampeln fuhr. Davon wollen wir uns hiermit allerdings distanzieren!

Die 6 Stunden (für 380 km) Busfahrt zogen sich diesmal wie Gummi. Es war aber landschaftlich sehr interessant. Als es über das flunderflache Land, vorbei an einfachen Bauernhäuser, auf Strassen die zum Teil in Deutschland nicht mal den Bezeichnung "Feldweg" bekommen würden, ging, machten wir uns Gedanken über Land und Leute.
So unter anderem über die Verbrechen der Roten Khmer (http://de.wikipedia.org/wiki/Rote_Khmer), die damals alle Gebildeten (ca. 3 Millionen Menschen) umbringen liessen, um einen Bauernstaat zu gründen und die Zusammenhänge mit der jungen Bevölkerung Kambodschas.
So sind 40% der 14 Millionen Einwohner unter 15 Jahren, wobei die Durchschnitts-Lebenserwartung bei gerade mal 60,5 Jahren liegt.

Irgendwann sollten wir dann doch ankommen und fuhren zum Hotel was wir uns rausgesucht, aber nicht reserviert hatten. So sollten wir feststellen das wir nur max zwei Nächte bleiben konnten, da sie ausgebucht waren. Super, das hiess wieder umziehen und einen weiteren Tag aus der Tasche leben (was bei uns einfach heisst: gar nichts auspacken, denn aus der Tasche leben wir ja seit drei Monaten).
Nachdem wir die letzten Tage immer nur für eine Nacht irgendwo gewesen sind, wünscht man sich auf die Dauer, endlich mal wieder einen Schrank zu haben den man einfach auf- und zumachen kann, wo einfach alles drin liegt.

Hatten wir noch am Abend überlegt, ob wir wirklich schon zum Sonnenaufgang am nächsten Tag aufstehen wollten um uns den ersten Tempel anzuschauen, bevor wir uns um eine neue Bleibe kümmern wollten, wurde uns die Entscheidung von der Hochzeitsgesellschaft neben dem Hotel abgenommen. Denn die liess bereits um kurz nach 5 Uhr die erste traditionelle Band in entsprechender Lautstärke spielen. Immerhin sollte das für sie ein freudiger Tag werden und jeder durfte oder sollte es wissen. So standen wir schon gegen 6 Uhr am Strassenrand und kümmerten uns um ein TukTuk. Etwa 30 min später waren wir, als einer der Wenigen am Tempel Ta Prohm und konnten unter dem Licht der aufgehenden Sonne uns entspannt fortbewegen und Bilder machen. Hier gab es unter anderem den Baum, der so wie es scheint, auf dem Dach eines Hauses herausgewachsen ist. Nach etwa eine 3/4 Stunde später trafen die ersten Busse "voll wie" ääääh MIT Russen ;-) ein und schnell war die morgendliche Gemütlichkeit vorbei. Auf dem Rückweg zum Hotel sahen wir dann so viele Busse uns entgegen kommen, dass es fast nach einer Invasion aussah. Schon jetzt entschieden wir uns uns gegen unseren, vor allem meinen, Biorhythmus um morgen noch zeitiger aufzubrechen.

Nach dem Frühstück, wechselten wir das Hotel und sollten von nun an im neu restaurierten "Claremont" wohnen und erfreuten uns erst mal über den Pool, war es mittags doch 34 Grad heiss geworden.

Ben, unser TukTuk Fahrer holte uns am nächsten Morgen oder besser nachts um 5:45 Uhr wie besprochen vom Hotel ab, denn heute stand Angkor Wat zum Sonnenaufgang und Angkor Thom anschliessend auf dem Programm. Wie heisst es so schön: "der frühe Vogel, ...", nicht hier, nicht heute, nicht wir! Schon auf dem Hinweg wurde klar, dass wir diesmal nicht so schön allein sein sollten wie am Vortag. Und als wir in Front des Angkor Wat traten, sassen dort schon hunderte von Leuten die darauf warteten, das der liebe Herrgott oder wer immer da oben für das Licht verantwortlich ist, nun endlich den Schalter findet und das Tageslicht anmacht.
Es hatte eher etwas von dem Champions League Finale, wo hunderte Fotografen warten dass die Sieger-Mannschaft den Pokal in Empfang nimmt und hochhält, nur um in dem einen Moment das perfekte Foto zu machen. So taten wir es Ihnen gleich, ehe wir in den Tempel hinein gingen.
In den heiligen Hallen des Tempels wurden u.a. schon Filme wie Tomb Raider gedreht - nun flanierten wir hier entlang. Das Licht war perfekt für Fotos und die Kulisse sensationell. Hier und da waren einige der einst fein ausgearbeiteten Wandbildern vom Regen ausgewaschen, aber man konnte sich den gigantischen Tempel in seiner vollen Pracht noch sehr gut vorstellen.
Passend dazu finde ich das Zitat aus unserem Stefan Loose-Reiseführer: "Es gibt nichts, das den Besucher auf die Erhabenheit von Angkor Wat vorbereiten könnte. Die fünf maiskolbenförmigen Türme halten den Blick gefangen, während man sich in Gedanken vor den Erbauern dieses Meisterwerks verneigt, das um 1150 dem Hindugott Vishnu geweiht wurde. Jeder Winkel enthüllt detailliert gestaltete Skulpturen. Hinter jeder Ecke übertrifft eine Sehenswürdigkeit die vorherige."

Anschliessend ging es zum Angkor Thom (Bayon), dieser Tempel bestach durch die vielen in Stein eingearbeiteten Gesichter.

Schon fast auf dem Rückweg entschieden wir, dass
wir doch heute noch Tempel Nr. 4 anschauen wollten und nicht erst morgen wie geplant. Ben unser Fahrer nannte einen neuen Preis und wir nahmen Kurs auf unser neues Ziel, nicht aber ohne ein Frühstück auf dem Weg dort hin einzunehmen.

Beim Frühstück erzählte uns Ben von seinem Leben und seiner Familie. So erfuhren wir, u.a. dass die Schule hier monatlich bezahlt wird, die 20 Dollar für die Kleinsten kostet (das monatliche Durchschnittseinkommen liegt bei 70 Dollar). Kann man einen Monat die 20
Dollar nicht aufbringen, darf das Kind nicht zur Schule.
Sein TukTuk hatte eine Bauzeit von 6 Monaten und 850 Dollar gekostet, die er nur dank seines Onkels aufbringen konnte und sie ihm zurück zahlte, sobald er das Geld hatte. Was hier natürlich einige Zeit dauerte.

Wenn es einem nicht schon bei der Unterhaltung mit Ben klar geworden wäre dass hier Welten aufeinander brechen, dann spätestens bei der anschliessenden Fahrt zum 23 km entfernten Banteay Srein.
Es ging durch die "Countryside" was dem Landleben hier entspricht. Hier lebte man noch ganz einfach, da müssen wir zuhause schon einen Sonntags-Ausflug in den Hessenpark machen, um uns vor Augen zu führen wie hier immer noch gelebt wird. Das Groteske daran ist, dass es immer noch Menschen gibt, die ein solches Land bereisen und sich über die Internet-Geschwindigkeit in Hotel-Rezessionen beschweren, während hier noch Wasser aus dem Brunnen geholt wird und selbst Strom nicht als selbstverständlich gilt.

Während der Fahrt konnten wir die Verkehrsregeln auch gut studieren:
BUS stärker als LKW, LKW stärker als PKW, PKW stärker als TukTuk, TukTuk stärker als Motorrad, Motorrad stärker als Fahrrad und Fahrrad stärker als Fußgänger, wobei stärker = Vorfahrt bedeutet. So einfach ist das :-)

Der kleine Schrein war noch gut erhalten und wartete mit allerhand kleiner Details auf seine Besucher. Es ist für mich immer wieder faszinierend zu sehen, zu was Menschen damals schon in der Lage waren. Einer der Besucher meinte, er könne eine der dort gesehen Tafeln mit heutiger Technik in einem Monat nach bauen und ohne in einem halben Jahr. Ich könnte mit weder noch, nur etwas ähnliches anfertigen. Schon gar nicht in der Präzession und mit den damaligen Werkzeugen.

Zurück im Hotel holten wir erst mal unseren Schlaf nach ehe es zum zweiten Highlight, meinem Geburtstagsgeschenk, Quad fahren ging.
Nach einer kurzen Einweisung und einer Probefahrt ging es auch schon los über Stock und Stein wieder Richtung Countryside. An den Wegrändern standen überall Kinder, meistens nackt, und winkten uns zu. Einer winkte San mit einer Hand zu, während er mit der anderen im hohen Bogen pinkelte. Ach Kind müsste man noch mal sein :-)
Auch hier wurde deutlich, warum das Durchschnittsalter so gering ist, war die Anzahl der Kinder doch enorm gross. Jugendliche wurden voll in die anfallenden Arbeiten mit eingebunden und gingen so z.B. mit den Büffeln, Kühen usw. spazieren, mit einer Selbstverständlichkeit, wie bei uns mit
Hunden um den Block gegangen wird. Zurück am Ausgangspunkt erhielten wir noch ein Zertifikat ehe es zurück Richtung Hotel ging.

Auf dem Weg morgens zum Tempel sollten wir an der Kinderklinik vorbei kommen, die ein Schweizer Arzt nur von Spendengeldern seit einigen Jahren betreibt. Jeden Donnerstags und Samstags gibt er in der Stadt ein Cello-Benefiz-Konzert (mehr Infos www.beatocello.com). Es war beeindruckend wie viele Eltern, meist Mütter, mit ihren Kindern hier schon morgens zwischen 5 und 6 Uhr in einer ca 150 m langen Schlange vor dem Hospital warteten, damit ihre Kinder dort kostenlos behandelt wurden, da sie sich eine ärztliche Behandlung sonst nicht leisten können. Was ein bewundernswertes Lebenswerk des Schweizers!

Am nächsten Tag sollten wir dann nochmal von unserem 3-Tages-Ticket für Angkor Wat Gebrauch machen und uns den Sonnenuntergang dort anschauen.

Update: nach Kolijas Tüten-Theorie haben wir uns tapfer geschlagen. So sind wir mit blauen, grünen, rosafarbenen und sogar zwei weissen Tüten aus dem Night-Market zurück gekehrt. Bis auf die blaue also super, aber keine schwarze, was einen ganz schlechten Deal für den Käufer bedeutet hätte :-)





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